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Hyperopie - Weitsichtigkeit

Hyperop bzw. weitsichtig sind Sie, wenn Ihre Augen zu kurz sind und das Objekt, welches Sie in der Nähe anschauen nicht auf der Netzhaut (Augenhintergrund) abgebildet wird sondern dahinter (Abbildung 1). Der bessere Begriff für Weitsichtigkeit ist Übersichtigkeit. Übersetzt man nämlich den Fachausdruck „Hyperopie“ leitet er sich aus den griechischen Begriffen Hyper („übermäßig“) und ops („Auge“) ab.

Weitsichtiges Auge bis 40 Jahre, Blick in die Nähe ohne Akkommodation
Abb. 1: Weitsichtiges Auge bis ca. 40 Jahre Sicht in die Nähe ohne Akkommodation

Generell können Sie daher in der Nähe schlecht (Abbildung 1) und in der „Weite“ (=Weitsichtigkeit) gut sehen (Abbildung 2). Beim Blick in die Ferne (Weite) würde das Bild eigentlich auch hinter dem Auge abgebildet werden und unscharf erscheinen, wenn die Linse sich nicht wölben würde (Akkommodation). Da eine Plus-Linse – hier die Linse im Auge – eine Verschiebung des Bildes nach vorne bewirkt, akkommodiert also die weitsichtige Person um in der Ferne deutlich zu sehen. Auch für das „scharf stellen“ nahe gelegener Objekte kann der Weitsichtige akkommodieren; hier muss sich die Augenlinse jedoch stärker wölben als beim Blick in die Ferne. Je näher das Objekt ist, welches Sie anschauen, desto stärker muss sich die Linse im Auge wölben (akkommodieren), um deutlich abzubilden.

Weitsichtiges Auge unter 40 Jahren, Sicht in die Ferne mit Akkommodation
Abb. 2: Weitsichtiges Auge bis ca. 40 Jahren Sicht in die Ferne mit Akkommodation
Weitsichtig, Fernblick ohne Akkommodation
Abb. 3: Weitsichtiges Auge bis ca. 40 Jahre Sicht in die Ferne ohne Akkommodation

Schlecht sehen ist bei der Weitsichtigkeit also nicht so zu verstehen, dass alles in der Nähe unscharf ist und nur mit Brille deutlich wird, sondern das Sehen in der Nähe ist erschwert und nur mit starker Anstrengung möglich. Die Augenlinse muss sich stark wölben, um ein deutliches Bild auf der Netzhaut zu erzeugen (Abbildung 4). Denn eine Wölbung der Augenlinse (Plus-Linse) bewirkt die Verschiebung des Bildes nach vorne auf die Netzhaut.

Weitsichtiges Auge bis 40 Jahre, Nahsicht mit Akkommodation
Abb. 4: Weitsichtiges Auge bis ca. 40 Jahre Sicht in die Nähe mit Akkommodation

Ist die Weitsichtigkeit gering und sind Sie noch jung, kann die Unschärfe in der Nähe also durch Bewegung der flexiblen Linse im Auge ausgeglichen werden und das Objekt, welches Sie anschauen, wird auf der Netzhaut abgebildet (ähnlich einer Autofokus-Funktion beim Fotoapperat; s. auch Akkommodation). Daher sehen Kinder und Jugendliche bei einer Weitsichtigkeit zwar immer scharf, können aber Anstrengungsbeschwerden wie Kopfschmerzen, Leseprobleme, leichte Doppelbilder (leichtes Schielen) usw. haben.

Die Weitsichtigkeit ist daher nicht das Gegenteil zur Kurzsichtigkeit. Bei der Kurzsichtigkeit ist das Auge zu lang und das Bild kommt vor der Netzhaut an und müsste nach hinten verschoben werden. Dies ist aber nur mit einer Minus-Linse, also einer Brille möglich. In der Nähe besteht schon deutliches Sehen, da das Bild durch das zu lange Auge hinten auf der Netzhaut ankommt.

Wenn Sie stärker weitsichtig sind kann es sein, dass Sie sowohl in der Ferne als auch in der Nähe nicht mehr deutlich sehen können und ohne Brille Beschwerden wie Kopfschmerzen, Augendruck usw. bemerken. Dann reicht die „Autofokus-Funktion“ der Augenlinse nicht mehr aus um die verkürzte Baulänge der Augen auszugleichen und das Bild deutlich auf der Netzhaut abzubilden. Je älter Sie werden, desto starrer wird Ihre Augenlinse und desto weniger gut können Sie eine Weitsichtigkeit damit ausgleichen, so dass eine Brille notwendig wird. So kommt es auch, dass eine Weitsichtigkeit oft erst im Alter entdeckt wird. Meist kommt dann auch eine Alters-Weitsichtigkeit (Presbyopie) dazu.

Eine Weitsichtigkeit wird mit Plus-Gläsern (Sammellinsen; konvexe Form) korrigiert (z. B.: sph = +4.75 dpt), die eine Bildverschiebung nach vorne auf die Netzhaut bewirken (Abbildung 5).

Beim Blick in die Nähe mit Brille müsste das Bild eigentlich noch weiter hinter der Netzhaut landen. Dies wir durch die Linse im Auge ausgeglichen. Durch eine Wölbung der Augenlinse (Akkommodation), welche eine Plus-Linse ist, wird das Bild vollständig nach vorne auf die Netzhaut verschoben (Abbildung 6).

Weitsichtiges Auge bis 40 Jahre, Sicht in die Ferne mit Brille, ohne Akkommodation
Abb. 5: Weitsichtiges Auge bis ca. 40 Jahre Sicht in die Ferne ohne Akkommodation mit Brille
Weitsichtig, Fernblick mit Brille und Akkommodation
Abb. 6: Weitsichtiges Auge bis ca. 40 Jahre Sicht in die Nähe mit Akkommodation mit Brille

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